Bad Religion live in Köln 2017

Alte Männer sind alt – und Bad Religion waren immer schon Bad Religion. Galt früher, gilt auch heute im ausverkauften Kölner E-Werk.
Wer denkt, dass Bad Religion alt und auf der Bühne lahm geworden sind, dem sei beispielsweise dieser Auftritt aus den Neunzigern ans Herz gelegt. Dr. Graffin war auf der Bühne immer schon mehr Professor als Rampensau, Bassist Jay Bentley hat seine Körpersprache auch seitdem kaum verändert. Die anderen Bandmitglieder sind live auch nicht mehr dabei – und wenn, dann war es maximal Greg Hetson, der hin und wieder mal gehüpft ist.
Allzu viel Bewegung muss aber auch an diesem Sonntag abend nicht sein. Zum einen herrschen im E-Werk subtropische Verhältnisse. Zum anderen mögen sich Menschen, die ihre 1993er „Recipe For Hate“-Shirts glaubwürdig auf der damaligen Tour gekauft haben, auch nicht so viel bewegen. Dabei kommt ihnen die Songauswahl aber nicht wirklich entgegen.
https://www.instagram.com/p/BWaoeRqlPNu/?taken-by=getaddicted_org
Denn für den Großteil der Playlist bedienen sich Bad Religion bei ihren Alben von vor der Jahrtausendwende. „We have nothing new to offer“, erklärt Sänger Greg Graffin auch direkt nach dem Opener „American Jesus“ – Kritiker werfen der Band das wahrscheinlich seit 1989 vor. Fans, die sich damit gut eingerichtet haben, dass Bad Religion nunmal fast immer wie Bad Religion klingen und live eben keine Hüpfdohlen sind, genießen den Abend dafür umso mehr. Natürlich haben die verschiedenen Altersklassen „ihre“ Hits – die Mehrzahl feiert aber natürlich Klassiker wie „Anasthesia“, „Generator“, „Suffer“ oder ganz alte Schinken wie „Along The Way“ und den Rausschmeißer „Fuck Armageddon … This Is Hell“ deutlich mehr ab als „jüngere“ Songs.


Zwar hat man angesichts der Nähe zu Düsseldorf immer die Befürchtung, Campino kommt für das unsägliche „Raise Your Voice“ um die Ecke, aber das bleibt den Leuten hier erspart. Nach 29 Songs in 100 Minuten ist Feierabend. Vielleicht nehmen Bad Religion vor ihrer nächsten Deutschland-Tour erst ein neues Album auf, das dann klingt wie die anderen. Muss aber auch eigentlich nicht. Sie haben ja noch gefühlt 250 andere Songs im Repertoire. Und so lange Uni-Dozent Doktor Graffin und Highschool-Dropout Jay Bentley gemeinsam vor 93er-Recipe-For-Hate-Shirts auf der Bühne stehen, weiß man: Die Welt ist noch nicht komplett aus den Fugen geraten.
[fb-post href=“https://www.facebook.com/getaddicted/videos/1032305173570595/“]