Bad Religion live in Köln 2016

Bad Religion sind in der Stadt, und ihre treuen Fans pilgern ins Palladium, um sich einen Punkrock-Rundumschlag der letzten 30 Jahre abzuholen.

Bad Religion im Palladium Köln, 25.06.16

Vorband des Abends sind die Getaddicted-Lieblinge Adam Angst, die sich gleich zu Beginn mit einem Anti-AfD-Song die Sympathien des Publikums sichern. Der Rest ihres halbstündigen Auftritts kommt ebenfalls gut an, auch wenn sich die Euphorie in der Halle noch in Grenzen hält. Denn wofür die Leute hier sind, ist eindeutig: Gefühlt jeder fünfte trägt ein Shirt mit dem durchgestrichenen Kreuz, von den Touren zwischen den frühen Neunzigern bis 2016.
Pünktlich um 21 Uhr betreten Bad Religion gemächlich die Bühne, zu einer Einlaufmusik, die etwa so lang dauert wie zwei ihrer eigenen Songs. Doch dann geht es Schlag auf Schlag: Die Band reiht Song an Song, ohne sich und den Zuschauern Zeit zum Verschnaufen zu gönnen. Spätestens bei „21st Century (Digital Boy)“ ist das Palladium am Toben.
Greg Graffin sieht dabei mit Brille und schütter werdendem Haar endgültig aus wie ein Professor, was zu seinen Texten mit Exkursen zu Politikwissenschaft, Soziologie und Evolutionsbiologie passt. In letzterem Fach hat er schließlich sogar einen Doktortitel. Vom Vortragsstil her könnte er aber auch Fernsehprediger sein – mit wesentlich besserer Message, versteht sich. So widmet er „Social Suicide“ den „idiots who voted for Brexit“. Der jüngste im Team ist Schlagzeuger Jamie Miller, der erst seit kurzem dabei ist, sich aber souverän durchs Set prügelt.
Ihr erstes Konzert in Köln hatten Bad Religion im Rose Club, auf der Tour zum 1988er Album „Suffer”, wie Greg Graffin erzählt. Daraufhin gibt es sieben Songs der Platte hintereinander zu hören. Damals dürfte der Großteil der heutigen Gäste noch etwas zu jung für ein Punkkonzert gewesen sein. Gänzlich unerfahren ist das Publikum allerdings nicht. Als der Sänger zwischendurch fragt, wer von den Zuschauern zum ersten Mal auf einem Bad-Religion-Konzert ist, heben deutlich weniger Menschen die Hände als bei den Folgefragen, wer die Band schon mehr als fünf oder sogar mehr als zehn mal gesehen hat.
Die weiteren Koordinaten für das Konzert sind klar: Natürlich spielen sie ein Greatest-Hits-Set, und natürlich haben sie genug Munition dafür. „You“, „Against The Grain“, „Generator“ – Bad Religion wissen, was die Leute von ihnen wollen, und geben es ihnen nur zu gerne. Auch neuere Songs wie „Fuck You“ und „Sinister Rouge“ reihen sich ohne Probleme neben den Klassikern ein.
Insgesamt gibt es über 30 Songs in anderthalb Stunden zu hören. Zur Zugabe mit „Punk Rock Song“, „Infected“ und „American Jesus“ zieht es nochmal alle nach vorne in den generationen-übergreifenden Moshpit. Von dem nächsten Album der Band, das 2017 veröffentlicht werden soll, gibt es an diesem Abend dagegen noch nichts zu hören. Aber wenn man Bassist Jay Bentley glauben darf, der sich mit einem „See you next year!“ verabschiedet, muss man auf das nächste Konzert in Köln gar nicht so lange warten.