Biffy Clyro – Opposites

Die so oft versiebte Masterprüfung namens Doppelalbum. Das kann für Biffy Clyro nicht gut gehen. Tut „Opposites“ aber irgendwie doch…

Biffy Clyro Opposites CoverDie keep-it-real-Experten stehen Gewehr bei Fuß zum Zerfleischen bereit. „Only Revolutions“ – mehr als gewöhnungsbedürftig, erst recht der aus diesem Album resultierende Höhenflug inklusive ausverkaufter Arenen sowie dem Gewinnersong bei UK X-Factor. Sympathische Heckenpenner mutieren zu Posterboys – for many a horror. Und jetzt auch noch die so oft versiebte Masterprüfung namens Doppelalbum. Das kann für Biffy Clyro nicht gut gehen. Tut es aber irgendwie doch!
Wie soll man dieser Erwartungshaltung gegenüber alten und neuen Fans, Medien, Plattenfirmen und sich selbst gerecht werden? Die einen fordern eine konsequente Rückkehr zu „The Vertigo Of Bliss“-Wahnsinn, den anderen waren selbst die Gitarren-Parts der letzten beiden Alben (gerade live) noch zu hart. Und man selbst will als Musiker eigentlich immer nur das machen, worauf man Lust hat. Andererseits:  Nach anderthalb Jahrzehnten des Draufzahlens will man es sich nun auch nicht kompromisslos mit den Leuten verscherzen, die einem die Leidenschaft als Beruf ermöglicht haben. Also was tun? Zum großen Rundumschlag ausholen. Zum richtig großen!
Dicke Bretter („Modern Magic Formula“), die charakteristischen Frickeleien („Sounds Like Balloons“), synthieüberladener Kitsch („Biblical“), 80er-Jahre-Feeling („Picture A Knife Fight“), straighte Rocker („Little Hospitals“), Balladen („Opposites“) Tom Petty-Momente („Pocket“), Diebstahl (besonders dreist in „The Joke’s On Us“, dessen Bridge kurzerhand aus Wintersleeps „Drunk On Aluminium“ entführt wurde), Instrumentaltracks und auch obskure Bläsersätze („Spanish Radio“) – es ist wirklich absolut alles da. Das Obskure ist: Es funktioniert! Jedem einzelnen Song drücken die Schotten ihren eigenen Stempel auf und schaffen es, dass man sich selbst beim persönlichen least favourite Song des Albums eingesteht: „Okay, kann man machen.“ Auch wenn man das ungern zugibt.
22 Stücke ( je elf auf „The Sand At The Core Of Our Bones“ & „The Land At The End Of Our Toes“- keine Scheibe stärker/schwächer als die andere) auf denen Biffy Clyro alles zeigen, was sie können. Sie sind Frickelcore, sie sind Radiolieblinge, sie sind Bombastkönige. Sie sind mit einer außergewöhnlichen Menge an guten Songs ausgestattet. Sie sind so von ihrem verdienten Thron als everybody’s darlings verdammt schwer zu schubsen.
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