Built To Spill in Köln 2015

Ganz unprätentiös schlurfen die Bandmitglieder von Built To Spill auf die Bühne, stöpseln ihre Instrumente ein, schauen dass sie funktionieren, und legen los. Keine Roadies, keine Anheizmusik, nix.

Built To Spill im Gebäude 9 Köln, 13.11.15

Frontmann Doug Martsch hat noch nie viel Aufhebens um sich gemacht, und wenn er etwas sagen will, dann sagt er es mit seiner Gitarre oder singt Texte, die zwischen kindlich naiv und lebensweise changieren. Falls Built To Spill mal gehypt wurden, dann ist das lange her. Dennoch besteht das Publikum im ausverkauften Gebäude 9 erfreulicherweise nicht nur aus alten Männern, die die Band schon in den Neunzigern gesehen haben. Auch einige jüngere Leute haben sich unter die Zuschauer gemischt, um dem Indiegitarrengott mit Vollbart und Halbglatze zu huldigen.
Und der Zeitpunkt dafür ist günstig: Nachdem die Built-To-Spill-Alben in den 2000ern eher ruhig und getragen klangen, hat sich Doug Martsch für die in diesem Jahr veröffentlichte Platte eine neue Rhythmusgruppe zugelegt. Diese Frischzellenkur scheint sich auszuzahlen, denn mit den beiden Neuen an Bord ist „Untethered Moon“ ein lebhaftes und gelungenes Album geworden, auf dem sich einige tolle neue Songs befinden.
Die Songauswahl an diesem Abend kann sich sehen lassen. Immer wieder denkt man sich: „Yeah, cool dass die das spielen!“ – auch wenn naturgemäß ein paar Hits und persönliche Favoriten auf der Strecke bleiben („Car“, „You Were Right“, „Goin‘ Against Your Mind“). Aber es ist doch immer schön zu sehen, wenn eine Band die Songs spielt, auf die sie gerade Bock hat, anstatt darauf bedacht zu sein, dienstleistermäßig abzuliefern. Die reingegrölten Songwünsche ignoriert Doug Martsch jedenfalls geflissentlich.
Beim Spielen ist er ganz in sich versunken. Ein Zenmeister mit Gitarre, über den Dingen stehend. Auch der Rest der Band glänzt mehr mit musikalischen Fähigkeiten als mit Gepose. Als Doug Martsch mitten im Song eine Gitarrensaite reißt, lässt er seine Band zunächst weiterspielen, während er seelenruhig die Saite abzieht und aus einer kleinen Tasche Ersatz besorgt. Doch bevor sich daran machen kann, die neue Saite während des Singens aufzuziehen, reicht ihm der Gitarrist der Vorband seine Gitarre.
Neben der Vorliebe für Neil-Young-artige Gitarrenorgien haben Built To Spill immer wieder ein Händchen für eingängige Melodien. Das Zusammenspiel dieser Gegensätze zeigt sich besonders anschaulich in der Zugabe: Auf den knackigen Klassiker „Big Dipper“ lässt die Band zum Abschluss den Song „Broken Chairs“ folgen, der immer mehr ausufert und am Ende gut doppelt so lang geworden sein dürfte wie in der Albumversion. Wenn Doug Martsch und seine Mannen diese Form halten können, dann dürfen Built To Spill bitte noch ewig so weitermachen.