Courtney Barnett in Köln 2015

Die australische Indierockerin Courtney Barnett zeigte im Bürgerhaus Stollwerck, wie laute Gitarren und clevere Texte an einem Montagabend für Partystimmung sorgen können.

Courtney Barnett im Bürgerhaus Stollwerck Köln, 23.11.15

Als Zuschauer ist es immer ein Sprung ins kalte Wasser, wenn es gleich mit einem Hit losgeht. Courtney Barnett beginnt das Konzert mit einem Song, auf den viele sich besonders gefreut haben dürften: „Avant Gardener“ – der Song, der zu einem guten Teil für ihren Durchbruch außerhalb Australiens gesorgt hat. Und man muss schon sagen, die ersten Zeilen passen einfach wunderbar: „It’s a monday, it’s so mundane. What exciting things will happen today?“ In den darauf folgenden Wortkaskaden geht dann es um Courtneys Erlebnisse beim Gärtnern in der Hitze, um Krankenwagen und die Unfähigkeit, Bongs zu rauchen.
Den heutigen Montag hat Courtney Barnett glücklicherweise heil überstanden und steht nun mit ihren beiden Bandgefährten Bones Sloane (Bass) und Dave Mudie (Schlagzeug) auf der Bühne des Bürgerhaus Stollwerck in Köln. Nach dem wortreichen „Avant Gardener“ ist der Weg frei für Songs von ihrem im Frühjahr veröffentlichten Debütalbum „Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit“. Wobei sich die Platte nicht so recht wie ein Debüt anfühlt, weil es davor schon die großartige Doppel-EP „A Sea Of Split Peas“ gab.
Vor einem Jahr spielte Courtney Barnett noch im deutlich kleineren Studio 672 im Stadtgarten, inzwischen hat sich bei einigen Leuten mehr herumgesprochen, was die Indierockerin aus Melbourne so draufhat. Zum Beispiel Texte schreiben, die wie ein spontaner Gedankenfluss wirken, aber doch so viel auf den Punkt bringen. Und diese dann auf genauso trockene wie einnehmende Weise vortragen. Die Linkshänder-Telecaster schlägt sie dazu behende mit den Fingern an, während sich ihr Gesicht immer wieder hinter der wuscheligen Mähne versteckt.
Im Bühnenhintergrund sind animierte Visuals zu sehen, die auf die Atmosphäre der jeweiligen Songs abgestimmt sind. So wird etwa das melancholische „Depreston“ mit dezenten blau-schwarzen Bildern unterlegt. Bei anderen Songs werden riesige gezeichnete Tukanschnäbel, Arme oder Augen gezeigt. Die instrumentalen Passagen der Songs nutzt die Band gerne für heftige Noise-Ausbrüche. Hier zeigt sich, wie das Trio sein Zusammenspiel auf Tour perfektioniert hat. Beim Publikum kommt das gut an, vor allem die lauten Momente werden frenetisch gefeiert.
Gegen Ende wird das Konzert dann immer mehr zur Party. Für besonders ausgelassene Stimmung sorgt dabei ausgerechnet der Song mit dem anbetungswürdigen Titel „Nobody Really Cares If You Don’t Go To The Party“, gefolgt von „Pedestrian At Best“. Man kann wohl von einem Hit sprechen, wenn man schon in den ersten Sekunden eines Songs das Funkeln in den Augen seines Nebenmanns erblickt, kurz bevor er sich in den Pit stürzt.
Für die Zugabe kommt die Vorband Big Scary, ebenfalls aus Melbourne, mit auf die Bühne (auch in Australien scheint das Kölsche Motto zu gelten: „Man kennt sich, man hilft sich!“). Zusammen covern sie den Song einer – na klar – australischen Band, nämlich „Know Your Product“ von The Saints. Den kennt in Europa zwar wohl kaum jemand, aber knackige Punkriffs werden ja glücklicherweise auf der ganzen Welt verstanden. Zum Abschluss gibt es dann noch „History Eraser“ zu hören, der von einer Party erzählt, die man zu gerne erlebt hätte. Doch was Courtney Barnett an diesem Montagabend in Köln veranstaltet hat, kommt schon ziemlich nahe an das Erlebnis heran.