Four Year Strong, Trash Boat & Kid Dad in Bochum – Konzertbericht & Fotos

Gelungenes Rockshow-Comeback der wiedereröffneten Bochumer Rotunde mit Pop-Punk von Four Year Strong und Trash Boat sowie einer Zeitreise in 90s Grunge mit Kid Dad.
Das Wetter im Rotunde-Biergarten passt irgendwie so gar nicht zum Sound von Kid Dad. Draußen ist es sonnigwarm und sorgenfrei; drinnen düster und angepisst. Die Anfangzwanziger von Kid Dad aus Paderborn wären irgendwann Mitte der Neunziger neben all den Nachwuchsband, die Nirvana und Silverchair nacheiferten, nicht aufgefallen. Bezeichnend für den Millenial-Grunge von Kid Dad: Während Sänger Marius Vieth einen folgenden Song als mittanzbar beschreibt, suchen die Poppunker im Publikum während des Stücks nach den Rasierklingen, die hier doch irgendwo rumliegen müssen.
Zeit für ein wenig Action: Nach dem gelungenen Besuch mit Tiny Moving Parts & The Wonder Years im Februar   freuen sich so einige Leute auf Trash Boat. Womit? Mit Recht.  In das 25 Minuten Set passt ein Best-Of ihrer beiden EPs und des mehr als formidablen Debüts Nothing I Write You Can Change What You’ve Been Through. Das macht live richtig Bock, einziger Wermutstropfen: man merkt bei den anspruchsvolleren Songs im Vergleich mit den Alben, dass im Studio gerade beim Gesang doch arg geschraubt werden musste. Sänger Tobi Duncan verpasst den älteren Semestern zum Abschluss des Sets noch einen Tiefschlag, als er betont, wie stolz er auf den Support-Slot sei, schließlich wären Four Year Strong doch vor zehn Jahren sein erstes Konzert gewesen.
Genau vor diesen zehn Jahren brachten die Headliner des Abends mit Rise Or Die Trying ihr erstes, richtiges Album (It’s Our Time lassen FYS gerne mal unter den Tisch fallen) raus – und deshalb wird es zum Geburtstag schon auf der zweiten Deutschland-Tour des Jahres in voller Länge gespielt. Ging es bis dahin eher kopfnickend und gemächlich zu, ist das entspannte Sonntagsabendkonzert je vorbei: Die Meute – allen voran ein langer Schlaks mit arschlangen Haaren – zieht es vor die Bühne, um zu springen, zu brüllen, zu fingerpointen, zu grinsen…abzugehen! Also genau das, worauf Four Year Strong es mit ihrem Allheilmittel Uptempo-Punk meets Pop-Chorus meets augenzwinkernde Beatdown-in-the-key-of-happy-Parts schon immer abgesehen haben.
Was Four Year Strong außer imposanten Bärten zu bieten haben: sie sind live arschtight! Da sitzt jeder Wechselgesang, jeder Tempowechsel und vor allem: jeder Breakdown. Bass & Drums ballern mit einem fetten Sound durch die Rotunde. Rise Or Die Trying wird vor und auf der Bühne abgefeiert, on top gibt es mit What the Hell Is a Gigawatt?, Who Cares?, Find My Way Back, Go Down In History, It Must Really Suck to Be Four Year Strong Right Now und dem abschließenden Wasting Time (Eternal Summer) dann noch ein sechsfaches Singalong-Monster. Der lange Schalks baumelt irgendwann kopfüber von der Traverse. Abriss!
Nachdem sie zwei Jahre auf Eis lag,  soll die Bochumer Rotunde nach massiven Investitionen und Sanierungsarbeiten nun wieder eine feste Größe der Bochumer Kultur werden. Ein von GETADDICTED zertifiziertes Booking (Hi, Norman!) stimmt uns positiv, dass Rockshows für um die 150 Leute hier eine neue Location gefunden haben.