Interview mit Fall Out Boy 2015

Bücher, Bands und Babys: Bei Fall Out Boy hat sich in den letzten Jahren so einiges getan. Sänger Patrick Stump redet im Interview über die musikalische Weiterentwicklung der Band und sein persönliches Fortschreiten zum Frontmann.

GETADDICTED: Wie könnt ihr euch noch als eine Einheit, als eine Band sehen, wenn ihr neben Fall Out Boy noch viele Nebenprojekte habt?
Patrick: Einige meiner Lieblingsband haben es auch so gemacht. Wenn man sich Queen oder The Police anschaut, fragt man sich schon, wie es all diese talentierten Leute in eine einzige Band geschafft haben. Andy Summers hatte zum Beispiel eine großartige Jazz-Karriere und war auch ohne The Police als unglaublicher Musiker bekannt. Von Stings Solokarriere und Stewart Copelands bekannter Filmmusik ganz abzusehen… Es ist erstaunlich, dass sich diese individuellen Talente in einer Band zusammen fanden. Ich behalte immer im Hinterkopf, dass es nur gut für die Band ist, wenn wir auch unseren individuellen Interessen nachgehen. Joe spielt noch in einer anderen Band und Pete hat viele Nebenprojekte. Es ist interessant, das zu verfolgen.
GETADDICTED: Also ist es nicht so, dass die Nebenprojekte die Band negativ beeeinflussen?
Patrick: Natürlich hat es einen Effekt. Wir würden keine Idee umsetzen, die in der Band nichts verloren hat. Genau dafür hat man die Nebenprojekte. Mein Soloalbum war zum Beispiel sehr funky und das hat bei Fall Out Boy nichts zu suchen. Joes The-Damned-Things-Album hatte auch einen Sound, der mehr an Old Fashion Rock’n’Roll erinnert. Was super, aber auch nicht der typische Fall-Out-Boy-Sound ist. Also es ist wichtig, dass wir uns ausleben, aber bei Fall Out Boy nehmen wir all diese Einflüsse und treffen uns quasi in der Mitte. Wir mögen einfach viel zu viele Musikrichtungen und man muss sich schon entscheiden und sich auf eine Sache fokussieren.
GETADDICTED: Habt ihr gezielt poppigere Musik gemacht oder war es „der natürliche Weg“ und es hat sich einfach so entwickelt?
Patrick: Wir sind dem gefolgt, was wir machen wollten, denn ich denke, es ist unmöglich einfach zu entscheiden, dass man jetzt populärere Musik macht. Das ist eher Glückssache. Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Wenn du dich für etwas begeisterst oder es für dich wichtig ist, dann gibt es auch ein Publikum dafür. Wenn es nicht wichtig für dich ist und du denkst, dass es dich trotzdem zum Erfolg führt, wird dich nie jemand beachten. Ich habe so viele Künstler gesehen, die sich für den Erfolg verkaufen, aber das funktioniert einfach nicht. Vielleicht hast du eine Hit-Single und bist kurz berühmt, aber auf lange Sicht wird diese Denkweise fehlschlagen. Je ehrlicher du bist, umso erfolgreicher bist du auch. Ich denke einfach nicht, dass man Erfolg so beeinflussen kann.
GETADDICTED: In früheren Jahren ging es für die Presse und eure weiblichen Fans nur um Pete. Jetzt findet in eurer Karriere gerade eine interessante Wendung statt, da du viel an Gewicht verloren hast und nun viel interessanter für die Medien geworden bist.
Patrick: Ja, das hat nicht nur in unserer Karriere eine Wendung gebracht, das habe ich nicht kommen sehen. Ich musste auch wirklich Gewicht verlieren, da ich langsam krank wurde und ich einfach eine ungesunde Lebensweise hatte. Ich arbeite immer noch daran, denn es ist wirklich schwer, das Gewicht zu halten, aber ja: Das war wirklich seltsam. Ich habe es nicht erwartet. Ich weiß auch immer noch nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich wurde nur zufällig der Sänger dieser Band. Ich schrieb Songs und sang sie, aber nur damit man verstand, wie sie klingen sollten. Aber ich wollte nie der Frontmann sein, so war und bin ich nicht. Nachdem ich dann diese Aufmerksamkeit bekam, war ich geradezu geschockt. Deswegen wusste ich auch nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich arbeite immer noch daran.
GETADDICTED: Es ist auch wirklich nicht so üblich, dass der Bassist der „Frontmann“ der Band ist.
Patrick: Ich verstehe schon, wieso sie Pete so feiern, denn er ist wirklich interessant. Selbst ich finde ihn interessant als Person. Also das verstehe ich absolut, aber ich verstehe nicht, wieso ich das jetzt sein soll. Vielleicht bin ich es einfach nicht gewohnt.
GETADDICTED: Bist du zufrieden mit eurer Karriere oder fehlt dir noch irgendwas?
Patrick: Oh, ich bin ziemlich zufrieden. Ich muss zugeben, dass ich habe keine großen Ambitionen mehr habe. Es ist seltsam sich das einzugestehen, aber ich bin einfach glücklich und dankbar für alles. Eigentlich bin ich nur neugierig, was noch kommt. Ich hätte zum Beispiel nie gedacht, dass junge Menschen unsere Musik mögen oder sogar ältere. Ich dachte wir würden bei einer Generation bleiben. Das ist wirklich eine Überraschung. Ich will mir gar nicht vorstellen, was noch kommt, denn was auch immer passieren wird, ist viel verrückter als alles, was ich mir ausmalen kann.