Madball live in Köln 2013

Es ist bezeichnend, dass die letzten Worte von Freddy Madball an diesem Abend „Hardcore Still Lives“ sind. Die Bewegung ist vielleicht nicht (mehr) ganz so vital wie der kleine Bruder der Gründerväter, aber immer noch weit entfernt vom Altenheim.

Underground // 30.07.2013, Support: Look My Way

Als Support sind an diesem Abend Demonstrating My Style, nein, Moment, Set It Off, achnein, Look My Way dabei. Dass die Vorband hier ihren Namen von einem Madball-Album abgeleitet hat, ist ebenso passend wie angemessen: Die Aachener haben den Sound der Neunziger aus New York nach Aachen importiert und passen damit exakt in den Rahmen einer Clubshow. Mittendrin sagt Sänger Chris: „Der nächste Song ist für alle Straight-Edge-Kids. Wer ist hier straight?“ – und ein schüchterner Anwesender hebt den Arm. Aber egal ob straight, vegan oder sonstwie – darum geht es heute abend nicht.
Erst recht nicht, als Madball selbst die Bühne betreten. Wie immer sind Gitarrist Mitts, Bassist Hoya und Drummer Mike mehr oder weniger Beiwerk. Nimmt man mal nur Kappe, Bart und Haarlänge, dann ahnt man, woher Casper seine Bühnenperformance hat. Freddy hat sich mittlerweile eine Matte zugelegt und singt bei „It’s My Life“ später auch folgerichtig nicht „and I shave my hair“, sondern „and I grow my hair“. Vor der Bühne halten zwei volltätowierte Nacktoberkörper die verwaisten Securitystellungen, mit dem Rücken zur Band, den Blick auf einen violent-dancing-befreiten Moshpit. This is Hardcore – aber nicht wie Pulp es meinten. Die hatten mit Sicherheit keinen Typen im Sinn, der mit knielanger Pölerbuchse und zugeknöpftem Hemd im Pit rumspringt und dann eine Rolle vorwärts auf der Bühne hinlegt, mit der man wohl eher nicht die Zugangsprüfung zur Sporthochschule besteht, die aber eben hier auch wieder passend ist.
Was diesen Abend auszeichnet: Madball spielen besagtes „It’s My Life“, das eigentlich von Agnostic Front und damit von der Band von Freddys Halbbruder Roger Miret stammt. Aber es ist eben auch der „älteste aufgenommene Madball-Song“. Sie spielen 90er-Klassiker wie „Get Out“ oder „Down By Law“. Aber die Pit-Intensität ist eben auch nicht niedriger bei neueren Songs. Das Set ist mit einer Stunde Länge recht kurz, aber niemand kann abstreiten: Hardcore still lives!