Team Stereo + Lyon Estates live in Bochum

Team Stereo in Bochum 2012

„New Blood On Stage“ sagt der Schriftzug auf dem Banner hinter der Bühne. Davor stehen aber – mit Verlaub – ältere Herren, die ihr Herzblut schon über eine lange Ex-Liste verschüttet haben. Neu ist bei ihnen höchstens die Zusammensetzung.

United Blood – Team Stereo + Lyon Estates in Bochum, Kulturcafé // 19.01.2012

Angekündigt war das Konzert als „Battle Of The Cities“ zwischen Köln und Düsseldorf. Die Akteure nehmen den Abend freilich so ernst wie ein Freundschaftsspiel zwischen zwei (schon wieder) Altherren-Teams, die einfach Spaß am Sport haben. Wenn man die Anzahl der Bands zusammenzählt, in denen die Musiker hier schon gespielt haben, kommt man in etwa auf die gleiche Summe wie die Zahl der Besucher im Kulturcafé. Eigentlich traurig, scheint aber Niemanden von nichts abzuhalten.
Lyon Estates (Auszug aus der Ex- bzw. Auch-Liste: Fire In The Attic, Days In Grief, Insurrection und Ex-Model David Schumann, Autor von „The Tokyo Diaries“) spielen erst ihr drittes Konzert überhaupt. Dank der begrenzten Kapazität der PA-Anlage merken manche Anwesende erst im Laufe des Sets, dass Richard Meyer deutsch singt – manche aber auch gar nicht. Die Band hat auch nur sechs Songs auf der Liste, mehr gibt es noch nicht. Aber: sehr vielversprechend.
„Wir spielen aus Solidarität auch nur sechs“, sagt Team-Stereo-Gitarrist Alex vor dem Auftritt – eine glatte Lüge. Es sind tatsächlich ca. doppelt so viele, Jimmy-Eat-World-Cover („Blister“) inklu. Auf der Ex- bzw. auch-Liste stehen hier Bands wie That Very Time I Saw, Aloha Jet oder Phoney14 – und Team Stereo klingen und spielen, als wäre es 2001 und Redfield Records ein taufrisches Label. Sänger Chrisse pendelt zwischen Band und Leuten, klettert auf Tische. Gitarrist Alex verlässt die knöchelhohe Bühnefür mehr Bewegungsfreiraum daneben. Und beim Abschluss-Song „Reminder“ guckt Background-Sänger/Gitarrist/Redfield-Chef Kai zwei Mal zögernd um sich und tritt dann einen verwaisten Mikroständer um. Rockstar…
Sieht man mal von Vergangenheit und Zukunft dieser beiden Bands bzw. ihrer Musiker ab – drei Euro für 90 Minuten sind hier ein sehr ordentliches Preis/Leistungsverhältnis: ein echt unterhaltsames Unentschieden im rheinischen Derby.